Am Wochenende wurde ein für die Zukunft des deutschen Classic-Kegelsports wichtiger Beschluss gefasst.
Der Ländersportrat des Deutschen Keglerbundes Classic ( DKBC ) hat entschieden, dass ab der kommenden Saison in den obersten deutschen Spielklassen nach dem internationalen 120-Wurf-Spiel und Wertungssystem gekegelt wird.
Der DKBC hatte sich jahrelang gegen das international übliche 120-Wurf
Spiel gewehrt.
Auch eine Initiative pro 200 Wurf hat es gegeben.
Kommt mir alles sehr bekannt vor.
Die Entscheidung war sehr knapp, mit 25 zu 23 wurde für den Antrag gestimmt.
5 Gedanken zu „Classic kegelt auch120 Wurf“
Kommentare sind geschlossen.
Hallo Thomas,
liebe Freunde und Förderer des Kegelsports!
Oh Mann, was kommt auch mir als Sportler aus dem Bereich des Deutschen Bohle-Kegler-Verbandes (DBKV) das alles bekannt vor. Auf der Sitzung des DBKV-Sportausschusses in Sande bei Wilhelmshaven wurde am 22. Januar 2005 beschlossen: „In den Bundesligen-Herren wird ab der Saison 2005/2006 120 Wurf gespielt.“
Die Entscheidung fiel hinter verschlossenen Türen, Abstimmungsergebnisse dazu wurden seinerzeit – Anfang 2005 – nicht veröffentlicht.
Vorausgegangen war seit dem Jahr 2003 ein mitunter schon groteske Züge annehmendes Bemühen einzelner Vertreter, diese und andere Änderungen am Bundesliga-Spielsystem ohne vorherige öffentliche Diskussion hinter den Kulissen durchzusetzen. Wen es interessiert: Das alles ist nachzulesen u.a. bei KegelReport.de unter dem Stichwort „Grabower Beschlüsse“.
Die Begeisterung der Aktiven hielt und hält sich auch jetzt, drei Jahre später, absolut in Grenzen, ergaben doch alle seriösen und repräsentativen Umfragen unter den Bohle-Bundesligaklubs in der Zeit davor immer wieder ein klares Votum für 200 Wurf und eine deutliche Ablehnung der 120 Kugeln.
Was den Classic-Bereich angeht, so tobt dort im Deutschen Sportkegelforum gerade der Bär, nachzulesen hier:
http://www.sportkegelforum.de/viewtopic.php?t=2238
Da kochen die Wogen absolut hoch, und ich hoffe, dass da so mancher nicht derart über die Stränge schlägt, dass er hinterher bereut, was er jetzt so schreibt. Bei aller Unterschiedlichkeit der Auffassungen darf der gegenseitige Respekt niemals auf der Strecke bleiben.
Indessen ist auch mir die aktuelle Aufregung nicht ganz fremd: Als exponierter Vertreter der 200-Wurf-Mehrheit der Bohle-Bundesligisten wurde ich seinerzeit (2003-2005) selbst von einzelnen Verbandsfunktionären stark angefeindet. Mir wurde sogar mit Geldstrafe, Sperre oder Verbandsausschluss für den Fall gedoht, dass ich auch weiterhin bei KegelReport.de oder an anderer Stelle Informationen veröffentliche bzw. kommentiere, die die Bohle-Kegler in der Frage der Bundesliga-Beschlüsse brennend interessierten. Meine Charakterfestigkeit, die breite Unterstützung für meine Positionen und nicht zuletzt auch die im Grundgesetz verbriefte Informations-, Presse- und Meinungsfreiheit haben mir den notwendigen Rückhalt gegeben und mich nicht „umkippen“ lassen. Inzwischen haben sich die erhitzten Gemüter von damals längst beruhigt – auch die der feigen Heckenschützen aus der zweiten und dritten Reihe, die mich seinerzeit anonym verbal angriffen.
Wenn man allerdings bedenkt, dass wir alle – ungeachtet unterschiedlicher Auffassungen in Einzelfragen – ein gemeinsames Ziel haben sollten, nämlich den sportlichen Erfolg oder zumindest die Freude am Kegeln, dann können einen diese Erfahrungen doch sehr nachdenklich stimmen.
Viele Grüße und „Gut Holz!“
Guido Schümann aus Itzehoe / Schleswig-Holstein
Nachsatz:
Auch hier wird im Deutschen Sportkegelforum zum Thema diskutiert:
http://www.sportkegelforum.de/viewtopic.php?t=2210
Ja, das liebe 200er Spiel, auch bei uns wurde diskutiert. Jetzt sind wir die 120 gewohnt und ich persönlich finde es gut, andere können mit leben.
Ich kenne niemanden der aufgrund der Neuregelung nicht mehr kegelt.
Das sich aber Verbandsfunktionäre für Internetseiten interessieren und sogar Drohungen aussprechen ist schon ein dolles Ding.
Bei uns wird von dieser Seite angeblich gar nicht im Forum mitgelesen, da es
>> „Wie im Kindergarten zu geht“ <<.
Hattest du zu diesem Zeitpunkt eine offizielle Funktion ?
Dann muss man sich auch mal etwas vorsichtiger äußern.
Moin, Moin, Thomas,
nein, ich hatte damals keine offizielle Funktion, jedenfalls nicht auf Landes- oder Bundesebene (SHKV bzw. DBKV/DKB).
Ich habe die Präsentation von Informationen und Kommentaren in Folge der letztlich ja für rechtsunwirksam erklärten „Grabower Beschlüsse“ zu den Bohle-Bundesligen grundsätzlich stets in höchstpersönlicher Eigenschaft oder als „Chefredakteur“ von KegelReport.de vorgenommen. Es war eher die Ausnahme, dass ich als Sprecher meiner Bundesligamannschaft, meines Klubs oder meines Vereines Stellung bezog – dann aber auch im entsprechenden Auftrag der jeweiligen Gemeinschaft.
Was die damaligen Ereignisse und Personen angeht: Zumindest ich nehme für mich in Anspruch, nicht nachtragend zu sein. Ich will und werde daher auch nicht auf weitere Details eingehen. Insoweit sind für mich die seinerzeitigen Geschehnisse „abgehakt“ – sie bleiben aber ein zeitloses und interessantes Lehrstück für ein hanebüchenes Demokratieverständnis.
Ich sehe es so:
Respektvoller Umgang untereinander, das Geltenlassen im Sinne einer gegenseitigen Akzeptanz von Minder- und Mehrheitsmeinungen sowie mitunter auch notwendiges diplomatisches Verhandlungsgeschick bedeuten nicht, dass man sich von dritter Seite mundtot machen lässt. Wer auch immer in Deutschland das meint, der hat leider die Spielregeln unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit ihren Menschen- und Bürgerrechten nicht verstanden.
Mein Rat an alle:
Lasst Euch zu keiner Zeit einen Maulkorb verpassen – niemand hat das Recht dazu. Auch als Funktionär – der ich auch bin, wenn auch „nur“ an der Basis und in der Region – sollte man jederzeit seinen Verstand gebrauchen, zu seiner eigenen Meinung stehen und sich von keiner Seite einschüchtern oder gar erpressen lassen. Das ist nicht immer einfach, wie gesagt, ich habe es selbst erlebt, aber es funktioniert, zumindest dann, wenn man nicht nur über eine Wirbelsäule, sondern auch über ein Rückgrat verfügt.
Und immer wieder gilt, gerade auch in kontroversen Auseinandersetzungen: Respekt ist nicht alles – aber ohne Respekt ist alles nichts!
In diesem Sinne wünsche ich allen Keglerinnen und Keglern einen angenehmen „Tag der Arbeit“ und „Gut Holz!“
Guido Schümann
aus Itzehoe im Lande zwischen den Meeren
DKBC: Beschluss über 120 Wurf ausgesetzt
Wie sich die Bilder gleichen: Die „Grabower Beschlüsse“ des Sportausschusses im Deutschen Bohle Kegler Verband (DBKV) vom Januar 2004 zur völligen Umgestaltung der Bohle-Bundesligen wurden zu einem späteren Zeitpunkt aus rechtlichen (formalen) Gründen „gekippt“ und fanden auch später (2006) nur in zwei von drei wesentlichen inhaltlichen Änderungspunkten eine Mehrheit im Gremium.
Jetzt ist der Beschluss des Ländersportrates im Deutschen Keglerbund Classic (DKBC) vom 26.04.2008, ab der Saison 2008/2009 „in den obersten deutschen Spielklassen nach dem internationalen 120-Wurf-Spiel und Wertungssystem“ zu kegeln, aus formalen und inhaltlichen Gründen vom DKBC-Präsidenten Fred Altmann außer Kraft gesetzt worden.
Nachstehend die Meldung des DKBC im Wortlaut:
„Stellungnahme des Präsidiums zur Ländersportratsitzung am 26.04.2008
Von: Fred Altmann
Am 26.04.2008 tagte der Ländersportrat in außerordentlicher Sitzung, um über die weitere Umsetzung des Vergleiches von Wien zu sprechen. Im Ergebnis wurden mehrere Beschlüsse gefasst. So wurde unter anderem die Einführung des Wurf- und Wertungssystems der NBC in der obersten Liga und die Aussetzung der Play-Offs beschlossen.
Nach eingehender Prüfung dieser Vorgänge sieht der Präsident der DKBC sich veranlasst, diese Beschlüsse außer Kraft zu setzen, um Schaden vom Verband zu nehmen. In seiner Begründung führt der Präsident inhaltliche, verfahrenstechnische und formale Gründe auf. Im Wesentlichen sind dies:
* Inhaltlicher Widerspruch zum Vergleich von Wien
* Fehlerhafte Durchführung der Abstimmungen
* Unvollständige Einladung von abstimmungsberechtigten Mitgliedern des LSR
Mehrere Landesverbände haben in direkter Folge des Ländersportrats die Einberufung einer außerordentlichen Classic-Konferenz beantragt, damit diese sich des Themas annimmt.“
Man darf gespannt sein, wie es bei den Classic-Keglern weitergeht.